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Tatsächlich ist solche Einfachheit das Ergebnis
einer ausgeklügelten, präzisen Ökonomie der Mittel.
Jedes der Projekte, das der Künstler beginnt, ist sorgfältig
durchdacht und bezieht oft die Kenntnisse einer
ganzen Reihe von Fachleuten mit ein. Auch in diesem
Sinne beruht Waldes Werk auf Zusammenarbeit und
Einbeziehung der Meinungen vieler Einzelner. Die
Wechselwirkung zwischen unterschiedlichen Individuen
in Planung und Ausführung des Werks befördert
auch eine neue Form von zeitgenössischem Existenzialismus. Das kann endlose Diskussionen mit Autoritäten bedeuten, Genehmigungen, regionale Vereinbarungen; ein Prozeß, der gleichzeitig eine wachsende Tendenz in der zeitgenössischen Kunst markiert, existentielle Themen aufzugreifen. Auf vielfältige Weise
führt das Einbeziehen anderer in Waldes Projekten zu
investigativen Erzählungen über ihre Identität. |
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Ob provokant, verführerisch, unterhaltsam oder kurios
– die Situationen, performativen Interaktionen und
Events, die der Künstler präsentiert, verstärken ein
eher erfahrungsbezogenes und weniger vermitteltes
Verhältnis zu unterschiedlichen Lebensbereichen,
indem sie die Aufmerksamkeit auf eine stärker intersubjektive
Verknüpfung mit verschiedenen kulturellen,
gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten
zurücklenken, weit entfernt vom Bild des Künstlers
als Hauptfigur und der Einzigartigkeit des Egos als
dem zentralen Vehikel schöpferischer Kommunikation.
Vielleicht ist die fortlaufende Reihe von Arbeiten, die
Walde insgesamt mit Loosing Control betitelt,
diejenige, mit der er einer direkten Auseinandersetzung
mit Realität am nächsten kommt. Bei keiner
dieser Arbeiten handelt es sich um erfundene Aufzeichnungen,
sie werden auch nicht inszeniert oder
spielerisch in spektakuläre oder unterhaltsame Gags
umgesetzt. Sie sind Ergebnis einer präzisen Beobachtung
des Lebens. Besonders ergreifend ist eine
Videoarbeit über Schizophrenie: Eine Projektion zeigt
die ruckartigen Bewegungen eines Mannes, der
durch ein stark belebtes Wiener Viertel läuft, dabei
ständig Wörter ausstößt und in einer merkwürdigen
Sprache spricht, die offenbar nur für ihn selbst verständlich
ist. Der Audioteil des Videobandes ist
tatsächlich die Aufzeichnung eines Mannes, den
Walde auf der Straße gesehen hatte und dem er über
einen Zeitraum von mehreren Tagen hinweg unbarmherzig
gefolgt ist. Dann gibt es da noch den Mann,
der nur mit einer Schürze bekleidet eine Berliner
U-Bahn-Station betritt und anfängt, sehr sorgfältig
den Mittelgang zu fegen. Auf der Pariser Chatelet-
Brücke richtet eine junge Frau ihren Rock, indem
sie immer wieder daran herumnestelt. Ist sie einsam,
wird sie die Brücke hinunterspringen, oder wird sie
bloß weiter ihren Rock zurechtzupfen? (>>>) |